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Aufführungen | Schauspiel

Wir sind das Volk

Deutsches Nationaltheater

Der Ruf »Wir sind das Volk« hat Geschichte(n) geschrieben. Doch wer nutzt die Losung heute für sich? Und wer fühlt sich gemeint? In Gesprächen mit Menschen aus Weimar und Umgebung findet sich vielleicht die ein oder andere Antwort auf diese Frage. Nach bald 35 Jahren hat die titelgebende Losung »Wir sind das Volk« bekanntermaßen unzählige Comebacks erlebt. Aber was genau in uns ruft nach dem »Volk«? Was rief 1989 danach? Was 1999? Warum wieder 2004 oder 2014? Was in uns ruft heute danach? Und hat sich die ursprüngliche Intension des Ausrufs mittlerweile tatsächlich in ihr Gegenteil verkehrt? Wer ist eigentlich »Wir« und begreift sich jeweils darunter? Was erzeugt dieses »Wir-Gefühl«? Was verbindet, was trennt das »Wir« voneinander? Und worauf können »Wir« uns einigen – auch bei größtmöglichen Meinungsunterschieden? Oder stehen »Wir« uns als so unversöhnliche Parteien gegenüber, die einander nichts mehr zu sagen haben? Luise Voigt und ihr Team wollen nicht bloß (negative) Bilanz ziehen und glauben daran, dass sich die Stadtgesellschaft, das hiesige »Wir«, allerhand zu sagen und gegenseitig zu erzählen hat. Menschen, die es qua Geburt oder Familie in die Stadt, Region, nach Deutschland verschlagen hat, andere, die durch ihren Beruf hier vorübergehend leben und wieder andere, die hier in der Stadt, der Region, in Deutschland Fuß fassen wollen. Menschen mit Biografien und Geschichten, mit Bürden und Haltung, mit Fragen und ihren je eigenen Antworten. »Wir sind das Volk« wird verschiedenste Stimmen zu Wort kommen lassen und macht sich auf die Suche nach den Ursachen und -gründen von Spaltung und Einigkeit, von Wut, Zuversicht und Zweifel. Ohne zu wissen, ob das gutgeht. Die Grundlage bilden Interviews mit Menschen aus Weimar und dem Thüringer Umland. Menschen aus Deutschland. Regisseurin Luise Voigt, die sich erstmals mit ihrer Inszenierung »Der Meister und Margarita« dem Weimarer Publikum vorgestellt hat, begibt sich zum Abschluss der Intendanz von Hasko Weber mit ihrer neuen Arbeit »Wir sind das Volk« mitten ins Herz der Stadt und der Menschen. Menschen wie Sie und ihr, wie Du und ich, wie wir? Stückdauer 3 Std. 40 Min. Pause: ja
Aufführungen | Film

Eintrag: Margit

Klassik Stiftung Weimar

Filmvorführung und Artist Talk mit dem Künstler Jakob Margit Wirth und dem Filmemacher Vincent Jondeau Welche Bedeutung hat ein Name für die eigene Identität? Welche Konsequenzen hat ein diverser Geschlechtseintrag im alltäglichen Leben? „Eintrag: Margit“ ist eine performative Auseinandersetzung mit Identität, bürokratischen Strukturen und der Aneignung institutioneller Räume. Ausgangspunkt ist der Versuch von Jakob Wirth, Margit, den Namen der Patentante, als zweiten Vornamen anzunehmen – ein scheinbar administrativer Akt, der tief in Fragen von Selbstbestimmung, Zugehörigkeit und gesellschaftlicher Anerkennung verwurzelt ist. Während eines viertägigen Aufenthalts im Rathaus Berlin-Reinickendorf wird das Gebäude nicht nur durch den bürokratischen Prozess erkundet, sondern zunehmend von Wirth angeeignet – eine Parallele zur persönlichen Namensaneignung. Die wachsende Vertrautheit mit den Räumen, den Menschen und den Routinen transformiert das Rathaus von einer reinen Verwaltungsinstanz zu einem Verhandlungsraum für Identität und Gesellschaft. Die daraus entstandene Filmdokumentation von Jakob Margit Wirth, Vincent Jondeau and Arnaud Lemonnier macht sichtbar, wie sich Identität nicht nur in Dokumenten, sondern auch in gelebten Räumen und Erfahrungen formt. Jakob Margit Wirth (*1991) ist Künstler*, Aktivist* und Soziologe* und arbeitet kontextbezogen mit Performance, Video und sozialer Praxis. Im Rahmen seines Bauhaus-Fellowships der Klassik Stiftung Weimar entwickelt Jakob Margit Wirth die Performances „My Gender Stretch“ und „Cutout. 1km of Patriarchy“ weiter. Diese thematisieren Gender-Identität und Post-Gender-Narrative und reflektieren Wirths eigene Privilegien als cis-männlich sozialisierte Person. Their Werke im öffentlichen Raum verbinden Kunst mit Politik und hinterfragen gesellschaftliche Normen. Für their Arbeiten wurde Wirth unter anderem mit dem Mart Stam Preis (2022), dem Deutschen Mobilitätspreis (2021) und dem Born to be Bauhaus Award (2020) ausgezeichnet und international ausgestellt. They ist PhD-Kandidat an der Bauhaus-Universität Weimar, Herausgeber* des Magazins „Parasite Art“ und kuratierte die Ausgabe „Parasitäre Paradoxa“ des Kunstforums International.
Aufführungen | Aufführung

Scherz, List und Rache | Konzert im Liebhabertheater Schloss Kochberg

Klassik Stiftung Weimar

Komische Oper in vier Akten von Philipp Christoph Kayser (1787) Libretto von Johann Wolfgang von Goethe Goethe konzipierte Scherz, List und Rache, ein vieraktiges Dreipersonenstück mit viel Spielwitz, als Beitrag zur Entwicklung einer deutschen Oper nach dem Vorbild der italienischen opera buffa. Dahinter stand der Plan einer Literarisierung der komischen Operngattung. Dabei sah er den Text der „munteren Oper“ als formgebend, die Vertonung als akustische Pantomime dazu. Sein Jugendfreund Philipp Christoph Kayser vertonte das Libretto dieses Experimentes daher in enger Zusammenarbeit mit Goethe. Kayser bedient sich dabei einer vielfältigen, farbigen Tonsprache mit deutschen und italienischen Einflüssen. Deutlich ist hier bereits die Tendenz zur durchkomponierten Oper. Unsere geschickt gekürzte Fassung strafft die Oper auf ein kurzweiliges Format, indem sie die in der Version von 1787 vorhandene Fülle an Redundanz in Text und Musik reduziert. Scapine und Scapin, ein junges Paar, werden vom geldgierigen alten Dottore um ihr Erbe betrogen, führen ihn aber in einem geschickten Intrigenspiel an der Nase herum und gewinnen am Ende ihr Erbe zurück. Scherz, List und Rache wurde mit 200–jähriger Verspätung 1993 in unserem Theater unter der Leitung von Hermann Dechant uraufgeführt. Nun ist diese Oper hier mit der lautten compagney BERLIN wieder zu erleben. Wir zeigen sie der Aufführungspraxis ihrer Entstehungszeit um 1787 entsprechend. Scapine: Birita Poulsen, Sopran Scapin: Christoph Pfaller, Tenor Doktor: Cornelius Uhle, Bassbariton lautten compagney BERLIN Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner Regie und Dramaturgie: Nils Niemann Musikalische Assistenz: Daniel Trumbull Einstudierung: Walewein Witten Kostüme: André Markov Ausstattung: Nils Niemann Einrichtung von Partitur und Stimmen: Ulrike Becker Produktion: Silke Gablenz-Kolakovic Eine Koproduktion des Liebhabertheaters Schloss Kochberg – Theater an der Klassik Stiftung Weimar und der und der lautten compagney BERLIN Erwachsene 49,00 € Kartenreservierung/Verkauf: - ganzjährig per E-Mail: theaterkasse@liebhabertheater.com - 21. März bis 1. November: telefonisch über die Museumskasse Schloss Kochberg Tel.: 036743 · 225 32, täglich außer Di. 10–18 Uhr,
Aufführungen | Film

Faust drauf! - Teufelsbünde im Kino

Klassik Stiftung Weimar

Wöchentliche Filmreihe in Kooperation mit dem Kino mon ami Welchen Preis sind wir bereit, für unsere Träume, Wünsche, Ziele und Erfolge zu zahlen? Wie kann unser Umgang mit dem Bösen, dem „Teuflischen“ in der Welt aussehen? Mit einer breiten Filmauswahl, die vom Stummfilm der Weimarer Republik bis hin zum modernen Hollywood-Thriller reicht, nähert sich die Reihe „Faust drauf!“ dem Motiv des Teufelspaktes cineastisch an. Nach jeder Vorstellung finden spannende Filmgespräche mit Expert*innen aus den Bereichen Medien- und Filmwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Kulturwissenschaft statt. 5. Juni 2025 · Faust – Eine deutsche Volkssage Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, DEU 1926 – Im Anschluss Filmgespräch mit Prof. Dr. Jürgen Müller, TU Dresden Moderation: Dr. Sulgi Lie, Bauhaus-Universität Weimar 12. Juni 2025 · All That Money Can Buy Regie: William Dieterle, USA 1941 – Im Anschluss Filmgespräch mit Karin Herbst-Meßlinger, Deutsche Kinemathek Moderation: Dr. Sebastian Lederle, Bauhaus-Universität Weimar 19. Juni 2025 · Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen Regie: Andreas Dresen, DEU 2017 – Im Anschluss Filmgespräch mit Dr. Philipp Schmerheim, Universität Hamburg Moderation: Alexandra Bauer, Klassik Stiftung Weimar 26. Juni 2025 · The Devil’s Advocate (Im Auftrag des Teufels) Regie: Taylor Hackford, USA 1997 – Im Anschluss Filmgespräch mit Prof. Dr. Stefanie Diekmann, Universität Hildesheim Moderation: Prof. Dr. Jens Bonnemann, FSU Jena 3. Juli 2025 · The Apprentice – The Trump Story Regie: Ali Abbasi, IRL/CAN/DNK 2024 – Im Anschluss Filmgespräch mit Prof. Dr. Katja Kanzler, Universität Leipzig Moderation: Prof. Dr. Helmut Heit, Klassik Stiftung Weimar
Aufführungen | Schauspiel

Sommertheater am e-werk:
Was ihr wollt

Deutsches Nationaltheater

Premiere: 15.6.2025 Viola, die bei einem Schiffsunglück ihren Zwillingsbruder Sebastian verlor, strandet an der Küste Illyriens, wo sie sich als Mann verkleidet in den Dienst des dortigen Herrschers Herzog Orsino stellt. Dieser ist unglücklich verliebt: Denn die schöne Gräfin Olivia hat aus Trauer über ihren verstorbenen Bruder der Liebe abgeschworen. Doch als Olivia Viola, die sich nun Cesario nennt, kennenlernt, verliebt sich die Gräfin Hals über Kopf in ihn. Cesario indessen hat sein Herz längst an seinen bzw. ihren Dienstherrn Orsino verloren. Das Liebeschaos à la Shakespeare ist perfekt, als plötzlich der verschollen geglaubte Sebastian auf dem Tableau erscheint. Werden sich am Ende alle, die sich wollen, bekommen? Und wer sind eigentlich Sir Andrew Leichenwang und Sir Toby Rülps, die gemeinsam mit der listigen Kammerzofe Maria ein übles Spiel mit einem gewissen Malvolio treiben? Freuen Sie sich darauf, Shakespeares Verwechslungskomödie über Schein und Sein und die Spielarten der Liebe, demnächst unter freiem Himmel zu erleben! Swaantje Lena Kleff, seit der Spielzeit 2021/2022 Hausregisseurin am DNT, widmet sich nach »Die Leiden des jungen Werthers« dem nächsten Klassiker, den Sie ab März im Großen Haus und im Sommer auch Open Air erleben können.
Aufführungen | Schauspiel

Dumme Jahre

Deutsches Nationaltheater

Tilmann Köhler inszeniert das neue Stück von Thomas Freyer, in dem ein Paar Aufstieg und Fall der DDR erlebt. Und am Ende steht die Frage: »Habe ich wirklich das Beste aus allem gemacht?« Wolfgang und Regine leben gemeinsam mit ihren beiden Kindern in einer Kleinstadt in der DDR. Trotz der zwischenzeitlichen Trennung und ihrer unterschiedlichen Haltung zum realen Sozialismus lieben sie sich und halten (immer wieder) aneinander fest. So verstreicht das Leben, bis sich die Familie nach der Wende in einer neuen Welt orientieren muss. Wie soll ein Neuanfang gelingen, wenn alles Bekannte und Gewohnte, alles, was Sicherheit und Normalität versprach, nicht mehr gilt? Schließlich findet sich die gealterte Regine neben Wolfgang wieder und fragt sich: »Machen wir wirklich das Beste aus allem? Wolfgang und ich. Die Zeit rast. Ein halbes Leben fliegt vorbei. Aber ist es das Beste?« Und während Wolfgang sein Gedächtnis zunehmend verliert, unterzieht sich Regine einer Selbstbefragung und beginnt, sich zu erinnern… Autor Thomas Freyer, geboren und aufgewachsen in Gera, setzt seine stete Auseinandersetzung mit dem Erbe der DDR anhand dieser Familiengeschichte, fort. Tilmann Köhler, ebenfalls aus Gera stammend, kehrt für die Inszenierung ans DNT zurück, wo er bereits als Hausregisseur tätig war. Die beiden verbindet eine lange Arbeitsbeziehung. Tilmann Köhler (Regie) Karoly Risz (Bühne) Susanne Uhl (Kostüme) Matthias Krieg (Musik) Lisa Evers (Dramaturgie) Stückdauer 1 Std. 50 Min.
Aufführungen | Schauspiel

Wer hat meinen Vater umgebracht

Deutsches Nationaltheater

Nach seinem literarischen Befreiungsschlag in »Das Ende von Eddy« kehrt der französische Schriftsteller Édouard Louis zu seinem Vater zurück, zu dem über Jahre kein Kontakt bestand. Er trifft auf einen Mann, dessen Körper von einem schweren Arbeitsunfall gezeichnet ist. Wo früher Wut und Scham die Beziehung zueinander prägte, beginnt nun eine liebevolle Annäherung. Louis‘ Einsicht, dass Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse immer auch ein Urteil bedeutet, lässt ihn Anklage gegen ein politisches System erheben, das seine Kämpfe buchstäblich auf den Rücken den Ärmsten austrägt. Der heute 30-jährige Édouard Louis stellt sich literarisch in die Tradition von Annie Ernaux und gilt neben ihr und Didier Eribon längst als wichtiger Vertreter der französischsprachigen Autosoziobiografie, einer Erzählform, innerhalb derer die Darstellung des eigenen Lebens stets eng mit der Analyse gesellschaftspolitischer Entwicklungen verknüpft wird. Von Annelie Korn und Isabel Tetzner szenisch-künstlerisch begleitet, stellen sich Martin Esser und Fabian Hagen als Darsteller Édouard Louis‘ beeindruckender Auseinandersetzung über Gewicht und Folgen der eigenen Herkunft. Isabel Tetzner / Annelie Korn (Szenische Einrichtung) Elena Dörnemann (Bühne und Kostüme) Eva Bormann (Dramaturgie) Stückdauer 1 Std.
Aufführungen | Schauspiel

Die Jahre

Deutsches Nationaltheater

»Alle Bilder werden verschwinden.« Mit diesem Satz eröffnet die Autorin Annie Ernaux ihr autobiografisches Portrait »Les années«, das 2008 erstmals in Frankreich erschien. Was wiegt die Erinnerung und wie lange können wir sie bewahren? Und wo verbleiben die Erfahrungen, die wir gesammelt haben? Ernaux schlägt in ihrem Werk einen zeitlichen Bogen, der vor ihrer eigenen Geburt im Jahr 1940 einsetzt und über ihre Kindheit in Yvetot, Jugend und das Erwachsenwerden, den anschließenden Arbeitsalltag als Lehrerin bis in die Gegenwart einer mittlerweile zweifachen Mutter und erfolgreichen Schriftstellerin hineinreicht. Dabei schaut sie sich selbst und ihrer Generation kompromisslos über die Schulter und macht explizite Doppelbödigkeiten aus: Politisches Interesse entlarvt sich schon bald als Verdrossenheit und wird aus dem privaten Alltag verdrängt. Ernaux hat mit ihrer literarischen Stimme, die seit einigen Jahren auch in Deutschland Beachtung erfährt, weibliche Wahrnehmung und Lebensrealität im Verhältnis zu den jeweiligen politischen und sozialen Entwicklungen präzise ausformuliert. Während sich europäische Welt- und Konsumgeschichte vollziehen, nimmt die Rolle der Frau neue Gestalt an: »Zum ersten Mal stellte man sich das Leben als Marsch in Richtung Freiheit vor. Ein typisches Frauengefühl war im Begriff zu verschwinden – das einer naturgegebenen Unterlegenheit.« Wirklich restlos? Wie sehr werden wir über Geschlecht und Herkunft beurteilt? Welche Charakteristika des eigenen Milieus machen wir geltend und welche lassen wir unter den Tisch fallen? Welche Luxusartikel und Produkte halten wir für unentbehrlich, da sie unserer Identität Ausdruck verleihen? Und woran bemisst sich, ob und wie eine Frau gesellschaftliche Anerkennung erhält? Indem Ernaux das eigene Ich radikal zum Untersuchungsgegenstand macht, die biografischen Widersprüche und Brüche unsentimental nachzeichnet, lässt sie uns an keiner Stelle darüber im Ungewissen, wie viel gesellschaftliche Anpassung an neue Milieus und Lebensumstände es weiterhin bedarf, welche Möglichkeiten sich abzeichnen und warum der Wechsel zwischen sozialen Klassen ohne Selbstverleugnung dennoch nicht zu machen ist. Und so stellt sie den Leser*innen mit ihrem Lebensbericht eine universelle Chronik zum eigenen Abgleich zur Verfügung. Jan Neumann, seit 2013 als Hausregisseur mit vielfältigen Inszenierungen in Weimar vertreten, gelingt in seinen Arbeiten ein ebenso einfühlsamer wie humorvoller Zugang: Es darf über die Tiefschläge gelacht und getrauert, Glücksmomente dürfen bezweifelt und gefeiert werden. Gemeinsam mit dem Ensemble wird er, ausgehend von Annie Ernaux‘ außergewöhnlichem Zeitdokument, eine Erzählung über Weiblichkeit und Scham, Emanzipation und sexuelle Ohnmacht, über Klassenzugehörigkeit, gesellschaftliche Grenzen und persönliche Chancen entwickeln. Jan Neumann (Regie) Matthias Werner (Bühne & Kostüme) Johannes Winde (Musik) Eva Bormann (Dramaturgie) Stückdauer: 1 Std. 50 Min.
Aufführungen | Oper

Sommertheater am e-werk:
Die Zauberflöte

Deutsches Nationaltheater

Premiere: 14.6.2025 Libretto von Emanuel Schikaneder Große Oper draußen: Die jungen Liebenden Tamino und Pamina sowie Papageno und Papagena begeben sich auf eine fantastische und herrlich verwirrende Abenteuerreise zueinander und auf die Suche nach ihrem eigenen Platz in der Welt; voller Humor, Tiefsinn und mit der genialen Musik Mozarts. Das bekannteste Werk der Opernliteratur in der Regie von Anna Weber und ihrem Team – zuletzt in Weimar mit »Die Prinzessin von Trapezunt« – als mitreißendes Sommerspektakel unter freiem Himmel. Dieses Werk ist wirklich ein Unding! Singspiel und ernste Oper, Rührstück und Maschinenkomödie, musikalisches Aufklärungsdrama und Volksmusiktheater, Lust- und Trauerspiel – und all das in einem. Was Mozart kurz vor seinem frühen Tod zusammen mit dem Textdichter Emanuel Schikaneder in kürzester Zeit ersonnen und auf die Bühne gebracht hat, hat weder Vor- noch Nachbild und wurde dennoch – oder gerade deswegen – zum größten aller Opernhits. Zwei Welten stehen sich in der »Zauberflöte« gegenüber: das Reich der Königin der Nacht und das des Priesterkönigs Sarastro. Weibliches hier, Männliches dort, alte und neue Welt, Gefühl und Vernunft, Natur und Kultur – und was Europas Geistesgeschichte noch so an traditionellen Zuschreibungen aufbietet. Prinz Tamino, begleitet vom lebensfrohen Spaßvogel Papageno, der nach seiner Papagena sucht, soll Prinzessin Pamina, die beim Vernunftprediger Sarastro gefangene Tochter der Königin der Nacht aufspüren, zurückholen und dafür zur Frau bekommen. Auf der Suche nach ihr gilt es, Gefahren zu meistern und Prüfungen zu bestehen; doch am Ende kommt alles anders, als man denkt. Gelingt es den jungen Menschen, sich aus der Ordnung der Elterngeneration zu lösen und ihre eigene Welt zu gestalten? Im Jahre 1791 entsteht im Schatten der Französischen Revolution, im Zeitalter der Aufklärung und an der Epochenschwelle zwischen feudaler und bürgerlicher Leitkultur Mozarts und Schikaneders Meisterwerk, das so unzählige Rätsel aufgibt wie es Aufführungen erlebte. Es ist ein unerhörter Stil- und Genremix, der, neben der unerschöpflichen Liebe des Publikums, von einem großen und ewigen Thema zusammengehalten wird: Wie gelingt es Menschen, Verhältnisse zu gestalten, in denen ein menschliches Zusammenleben möglich ist? Anna Weber und ihre Bühnen- und Kostümbildner*innen Judith Philipp und Stella Lennart kehren für die Inszenierung des Sommertheaters »Die Zauberflöte« ans DNT Weimar zurück. Dieses Inszenierungsteam hat in Weimar bereits die Offenbach-Operette »Die Prinzessin von Trapezunt«, die seinerzeit unter freiem Himmel auf dem Theaterplatz begonnen hatte, fulminant in Szene gesetzt. Die drei sind ausgewiesene Expertinnen für erfrischende Lesarten von Opern- und Operettenklassikern mit einem Händchen für kluge Unterhaltung und aktuelles Volksmusiktheater. Nathan Blair (Musikalische Leitung) Anna Weber (Regie) Stella Lennert / Judith Philipp (Bühne & Kostüme)
Aufführungen | Aufführung

John Lennon - Across the Universe

Deutsches Nationaltheater

Mit gerade einmal 40 Jahren wird der weltberühmte Musiker und Friedensaktivist John Lennon in New York erschossen. Seinem herausragenden Werk widmet das DNT einen musikalischen Abend unter der Leitung von Tom Götze und Hasko Weber. 1970, kurz nach dem Ende der legendären Ära der Beatles, zieht es John Lennon und seine Ehefrau Yoko Ono in die USA, nach New York. Lennon war auf der Flucht aus einem alten Leben, vor der Hyper-Prominenz in London und vor übergriffiger Presse, die beiden – obwohl sie die Aufmerksamkeit auch provozierten – bis ins Bett folgte. In New York schlossen sich beide der Friedensbewegung an, deren Anhänger*innen sich neuen Aufwind durch die Bekanntheit des Weltstars erhoffte Seine Songs stellte er nun in den Dienst der Bewegung. »John Sinclair« verhalf einem politischen Häftling in den USA zur Freiheit. »Imagine« avancierte zum bekanntesten seiner Titel und zum Soundtrack all derjenigen, die für eine friedlichere, gerechtere Welt stritten. Die Hoffnung, ziviler Protest könnte wirksam sein, bekam mit diesen Songs Nahrung. Nur knapp 10 Jahre später, mit gerade einmal 40 Jahren, wurde der Musiker vor seinem New Yorker Wohnhaus erschossen – mitten in den Vorbereitungen für ein neues Album. Viele seiner Kollegen, von Elton John bis zu den Puhdys veröffentlichten als Zeichen ihrer Anerkennung und Trauer Tribute-Songs zu seinen Ehren. Hasko Weber und der Musiker Tom Götze, die sich für diesen musikalischen Abend erneut künstlerisch verbinden, gehen der Bedeutung des britischen Songwriters, Komponisten und Sängers nach; dessen D-Seite seiner Gitarren stets etwas zu tief gestimmt war – Lennons Begründung: »Dann merke ich, dass ich das bin.« Regulär spielen wir diese Inszenierung in unserer Nebenspielstätte Redoute.
Aufführungen | Schauspiel

Drahtwolken

Deutsches Nationaltheater

In der Redoute, die der Produktion als Spielort dient, begibt sich das Publikum auf eine Zeitreise in das zwanzigste Jahrhundert. Dabei übernehmen die Besucher*innen in diesem interaktiven Theaterspiel die Rolle von Mitarbeitenden eines »Zentrums für Zeitsichtungen«, das beauftragt wird, die Geschichte von drei Zwangsarbeiter*innen in Weimar zu ermitteln. Mithilfe eines Tablets können Stimmen aus der Vergangenheit hörbar gemacht werden; Gemeinsam werden verborgene Spuren in detailliert inszenierten Räumen gesucht und auseinandergerissene Perspektiven wieder zusammengefügt, indem Dokumente erkundet, Erinnerungen zugehört und Rätsel gelöst werden. Schicht für Schicht legt das Publikum, unterstützt von Schauspieler*innen des DNT, die Biografien von drei fiktiven Zwangsarbeiter*innen frei, die in Weimar häusliche und industrielle Zwangsarbeit leisten mussten. In der Recherche-Phase vorab der Stückentwicklung werden dafür reale Erlebnisse und Berichte zu Lebenserzählungen verdichtet, die sich nicht nur mit der Zeit in Weimar beschäftigen, sondern auch die Lebensumstände vor der Verschleppung und nach der Befreiung einbeziehen. Das Theaterkollektiv machina eX entwickelt seit 2010 partizipative Theater-Games und beschäftigt sich in seiner neuen Produktion im Auftrag des DNT mit den Spuren, die der Nationalsozialismus in Biografien von Zwangsarbeitenden hinterlassen hat. Angelehnt an klassische Point-and-Click-Spiele auf dem Computer gilt es für das Publikum sich eine Geschichte durch das Lösen von Rätseln und Aufgaben zu erspielen – eine Erfahrung zwischen Theater-Aufführung, Spiel und Rauminstallation. In Zusammenarbeit mit dem Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Die Produktion entsteht im Rahmen der Themenwoche »Ressource Erinnerung« und richtet sich sowohl an Schulklassen und Jugendliche ab 14 Jahren, als auch an Erwachsene. Die Themenwoche wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.
Aufführungen | Szenische Lesung

Der Reisende

Deutsches Nationaltheater

Mit Sebastian Kowski, Philipp Otto und Nadja Robiné November 1938. Otto Silbermann, ein reicher jüdischer Kaufmann, sitzt nach der Reichspogromnacht in den Zügen der Deutschen Reichsbahn. Anfangs noch im Besitz einer Aktentasche voller Geld reist er von Nord nach Süd, von Ost nach West. Aber mit welchem Ziel? Um ins Ausland zu fliehen? Um Unterschlupf zu finden bei Verwandten? »Jude«, das begreift er immer klarer, ist in Deutschland zum Schimpfwort geworden. Schlimmer noch: zu einem Todesurteil. Es sei denn, es gelänge der Weg über die Grenze in eine unsichere Freiheit. Mit 23 Jahren schreibt der jüdische Autor Ulrich Alexander Boschwitz diesen Roman und legt damit als einer der Ersten eindrücklich Zeugnis ab über das Schicksal jüdischer Menschen im faschistischen Deutschland. Szenische Einrichtung: Eva-Sophia Haußen, Ausstattung: Bettina Katja Lange und Pauline Schwarz, Musik: Jannik Strohm, Dramaturgie: Eva Bormann und Beate Seidel Im Rahmen der Themenwoche zur Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Aufführungen | Schauspiel

Kunst

Deutsches Nationaltheater

aus dem Französischen von Eugen Helmlé Serge hat ein weißes Bild gekauft. Für sehr viel Geld. Seine beiden Freunde Yvan und Marc sind ratlos. Wie kann man so viel für ein Kunstwerk ausgeben, das nichts bedeutet und einfach nur weiß ist? Die Diskussion darüber erhärtet sich zum erbitterten Streit, bei dem alles auf dem Spiel steht: die eigenen Anschauungen und Lebensperspektiven. Vor allem aber droht die langjährige Freundschaft der drei zu zerbrechen, weil jeder sich in seiner eigenen Art, die Welt zu sehen, allzu wichtig nimmt. Yasmina Rezas weltberühmte Komödie ist inzwischen 30 Jahre alt, hat aber keinerlei Patina angesetzt. Denn noch immer haben wir die Kunst, sich auszuhalten und andere Meinungen zuzulassen, nicht gelernt. Beate Seidel (Szenische Einrichtung) Elena Dörnemann / Sara Drasdo (Bühne und Kostüme) Stückdauer: 1 Std.
Aufführungen | Schauspiel

Die drei Schwestern

Deutsches Nationaltheater

Anton Tschechows moderner Klassiker nimmt die bürgerliche Selbstzufriedenheit genauestens unter die Lupe. Ergänzt um den Blick von heute stellt sich die Frage, ob wir den Krisen unserer Gegenwart ausweichen oder sie bewältigen können. Am 31. Januar 1901, zur Uraufführung am Moskauer Künstlertheater, war erstmals Irinas Ruf »Nach Moskau!« zu hören. Es war das Mantra der unbedingten Sehnsucht, das Tschechow der jüngsten seiner drei Generalstöchter in den Mund gelegt hatte. Noch aber sitzen Olga, Mascha und Irina in einer Kleinstadt fest, von wo sie – nach dem Tod des Vaters und mit Stückbeginn – auf- und auszubrechen gewillt sind. Anlass zur Aufbruchsstimmung bietet die Aussicht, dass ihr Bruder Andrej eine Stellung in Moskau anstrebt. Gleichen die Tage einander doch in ihrer eintönigen Abfolge: Olga arbeitet im Schuldienst, und wird allabendlich von Kopfschmerzen zermürbt. Mascha leidet an ihrer Ehe, die – einst eine scheinbar glückliche Verbindung – mittlerweile in Langeweile erstarrt ist. Und Irina gibt sich romantischen Vorstellungen von Liebe und Arbeit hin. Der empfundenen Mittelmäßigkeit von Andrejs Frau Natascha fühlen sie sich überlegen. Regelmäßige Hausgäste des ansässigen Militärs komplettieren nur die betäubende Eintönigkeit. Willkommene Ablenkung bietet Irinas Namenstag, zu dem erstmals auch Oberstleutnant Werschinin seine Aufwartung macht. Olga sieht ihre Chance, den verhassten Verhältnissen zu entkommen. Doch Werschinin beginnt eine Affäre mit Mascha. Während Olga sich in die Arbeit flüchtet, entschließt sich Irina zu einer Vernunftehe mit dem unermüdlich werbenden Baron Tusenbach. Moskau rückt derweil in weite Ferne. Ganze viereinhalb Jahren träumen sich die »Drei Schwestern« einer vielversprechenden Zukunft entgegen, um sich letztlich, mit Ausnahme von Irina, allgemeiner Trägheit hinzugeben. Bei aller Sentimentalität lässt Tschechow nie jene Spur Tragikomödie vermissen, die das menschliche Dasein in seiner tragischen Lächerlichkeit zeigt. Seine Figuren verfügen durchaus über Handlungsmöglichkeiten, lassen diese aber ungenutzt vorüberziehen. Dabei galt Tschechows literarisches Augenmerk insbesondere gebildeten Frauen, die an einer Welt leiden, die sie als selbstständige Menschen leugnet. Er vertrat jedoch die Ansicht, dass der Menschheit eine bessere Zukunft beschieden sei, auch wenn diese noch »zwei-, dreihundert Jahre« auf sich warten ließe. Selbst, wenn alle Hoffnung zum Erliegen kommt, bleibt bei Tschechow etwas im Kern immer erhalten: die Sehnsucht. Denn nostalgische Rückbesinnung auf Vergangenes interessiert ihn nicht, auch nicht das Mitleidheischende. Er nahm seine Gegenwart als Zeit bürgerlicher Dekadenz wahr, die eine Revolution notwendig erscheinen ließ. Nach Vorläufern von 1905 und 1907 sollte sich erst 1917 die grundlegende Umwälzung der Verhältnisse ereignen. Seine großen Dramen, allesamt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert entstanden, gelten heute als Geburtsstunde des modernen russischen Dramas, Tschechow mithin als erster russischer Bühnenautor der Moderne. Doch welchem Ziel kann Irinas Rufen heute noch gelten? Und hält Tschechows Überzeugung von einer besseren Zukunft unserer Gegenwart mit ihren Vorzeichen noch stand? Nach Shakespeares »Othello« widmet sich Adewale Teodros Adebisi in seiner zweiten Inszenierung für das Schauspiel am DNT einem modernen Klassiker der Theater- und Weltliteratur. Adewale Teodros Adebisi (Regie) Philip Rubner / Alexander Grüner (Bühne & Kostüme) Stella Goritzki (Musik) Eva Bormann (Dramaturgie) Stückdauer: 2 Std. 10 Min.
Aufführungen | Schauspiel

Maschallah

Deutsches Nationaltheater

»Maschallah« ist ein Wortspiel. Es bedeutet Anerkennung, Freude über ein Ereignis oder eine Person. Zugleich verbirgt sich dahinter der Name der Autorin, mit der sich dieses Theaterprojekt beschäftigen wird: Mascha Kaléko. Ihre Gedichte, die von einer genauen Beobachtungsgabe und scharfsinnigem Witz leben, können heilsam wirken. Sie sind biografisch und in ihrer Aktualität inspirierend und zeitlos. Kaléko schreibt hoffnungsvoll gegen den Alltag an: »Jage die Ängste fort und die Angst vor den Ängsten... Zerreiß deine Pläne und halte dich an Wunder.« Mit einer Gruppe junger Menschen aus Weimar und Umgebung werden wir uns dem Werk und Leben der Autorin widmen, herausfinden, wie ihre Verse gesprochen, gesungen, erspielt und vertont klingen. Und damit ein Stück von Mascha Kalékos wertvoller »Gebrauchspoesie« ans Publikum weitergeben. Angelika Andrzejewski (Regie) Beate Seidel (Dramaturgie) Silja Reimer (Bühne und Kostüme) Annika Bosch (Vocal Coaching) Maya Gomez (Choreographie) Jannik Strohm (Musik) Jan Port / Emilie Losfeld (Regieassistenz)
Aufführungen | Schauspiel

Hoffnung – schiller synthesized

Deutsches Nationaltheater

Wäre Schiller in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geboren worden, er hätte sicher zu den großen Erzählern des modernen Kinos gehört und vielleicht eine spannende Serie kreiert, die uns allabendlich vor die Bildschirme bannen würde. Denn das sind seine Dramen, aber vor allem auch seine Balladen: eindrückliche, spannende, hochemotionale Geschichten, die ihre Leser*innen oder Zuhörer*innen zu fesseln vermögen. Darin begegnet man wilden Tieren, dem tobenden Meer oder gefährlichen Räuberbanden; geht es um unverbrüchliche Treue, um die geheimnisvolle Macht der Kunst oder um die Folgen menschlicher Hybris. Aber auch komödische Sujets liefert uns der Dichter, in denen er sich als Poet selbst auf die Schippe nimmt. Gemeinsam mit den beiden Schlagwerkern Simon Lauer und Timo Schmeichel, die sich mit ihrer Veranstaltungsreihe »Anschlag« ein eigenes Publikum erworben haben, wird Sebastian Kowski diese Geschichten zum Leben erwecken. Auf ungewöhnliche Weise: Im Gewand elektronisch animierter Drum-Sounds, unterstützt von Live-Klängen neuartiger Synthesizer mit ihren unterschiedlichsten Spielweisen und ergänzt durch herkömmliche Instrumente, können Sie aufregendes »storytelling« mit Gedichten und Balladen von Friedrich Schiller erleben. Marie-Christin Riedel (Kostüme) Beate Seidel (Dramaturgie) Stückdauer: 1 Std.
Aufführungen | Schauspiel

Der Meister und Margarita

Deutsches Nationaltheater

Deutsch von Thomas Reschke Über Moskau dämmert der Frühlingsdunst, der den Blick schwer und die Sinne träge werden lässt. Doch es liegt was in der Luft. Ein Literaturredakteur gerät unter die Straßenbahn, ein Dichter landet in der Psychiatrie und im Varieté regnet es Geld von der Decke. Vom Vorsitzenden der Theaterkommission ist nur mehr der Anzug übrig. Der Direktor des Varietétheaters aber ist ganz und gar verschwunden. Was oder wer steckt dahinter? Etwa jener fremde Professor, der plötzlich samt illustrem Gefolge in der Stadt auftaucht, sich als Spezialist für Schwarze Magie ausgibt und behauptet, er habe Pontius Pilatus persönlich gekannt? Schnell ist man sich einig. Es muss sich um Kriminelle oder Spione handeln. Oder sind hier etwa Höllenmächte am Werk? Die Telefone laufen heiß. Unterdessen trauert Margarita um ihren Geliebten, den Meister, der wie vom Erdboden verschwunden ist. Doch dieser hat sich freiwillig in eine psychiatrische Klinik begeben, nachdem sein Roman, der nicht zufällig die Geschichte eines gewissen Pontius Pilatus beschreibt, für nicht druckfähig erklärt wurde. Auch ahnt Margarita nicht, dass sich dort ein Gespräch zwischen einem weiteren kürzlich eingelieferten Dichter und dem vermissten Geliebten entspinnt. Margaritas und des Meisters Schicksal aber wird bald schon eine geradezu überirdische Wendung nehmen, die Traum und Wirklichkeit ununterscheidbar ineinander aufgehen lässt. »Ich bin vernichtet«, schreibt Bulgakow 1930 und bittet die Regierung der UdSSR um die Ausreisegenehmigung für ihn und seine Frau. Er teilt das Los mit seiner Figur des Meisters auf erschütternde Weise. Bulgakows Roman »Meister und Margarita«, zwischen 1928 und seinem Tod im Jahr 1940 entstanden, erscheint erst 1966/67 in zensierter Form und erreicht daraufhin in kürzester Zeit Kultstatus. Trotz Überlagerung der Realgeschichte durch surrealistische Parodien entging den Lesenden keineswegs, welche Parallelen sich zwischen Romaninhalt und seiner Entstehungsphase auftaten. Geradezu prophetisch nahm Bulgakow die stalinistische Diktatur auf dem Weg zum »Großen Terror« und dessen grausame Folgen vorweg. Das Verschwinden von Menschen war real, das Gieren nach Begünstigung ebenso. In der Figur der Margarita aber setzt Bulgakow einen Kontrapunkt von geradezu erlösender Kraft. Es ist eine Emanzipationsgeschichte par excellence, die Margarita hinlegt, indem sie sich nicht nur gegen repressive Strukturen auflehnt, sondern – obzwar mit Hilfe einer magischen Salbe – auch die Grenzen der Schwerkraft und des Todes überwindet. Mit ihrer Inszenierung von »Meister und Margarita« wird sich Luise Voigt erstmals als Regisseurin am Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar vorstellen. Luise Voigt (Regie) Natascha von Steiger (Bühne) Maria Strauch (Kostüme) Frederik Werth (Musik) Tony De Maeyer (Choreografie) Stefan Bischoff (Video) Eva Bormann (Dramaturgie) Stückdauer: 1 Std. 50 Min. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Minako Seki für den Einblick in die Welt des Butoh und ihre choreografische Mitarbeit. Die Inszenierung »Der Meister und Margarita« wurde aus 38 nominierten Inszenierungen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz für das virtuelle nachtkritik Theatertreffen 2023 ausgewählt.
Aufführungen | Schauspiel

Jenseits der blauen Grenze

Deutsches Nationaltheater

Theaterfassung von Eva Bormann und Swaantje Lena Kleff Fehlende Zukunftsaussichten in der DDR zwingen Hanna und Andreas zur Flucht übers Wasser; angetrieben von der Hoffnung, im Westen frei und selbstbestimmt studieren und leben zu können. Ihre Beweggründe bleiben erschreckend aktuell. August 1989. Hanna und Andreas kauern in den Dünen bei Kühlungsborn. 50 Kilometer Ostsee trennen die beiden vom Westen. Doch sie sind fest entschlossen, in dieser Nacht über die »nasse Grenze« bis nach Fehmarn zu schwimmen. Denn hier, in den letzten Tagen der DDR, sehen beide für sich keine Zukunft mehr. Ihre Träume von Abitur und Studium sind zerplatzt, ein Leben nach eigenen Vorstellungen ist unmöglich geworden. Nachdem sie die Strandpatrouille abgepasst haben und die gefürchteten Suchscheinwerfer weitergewandert sind, gleiten die beiden ungesehen ins Wasser. In den nächsten 25 Stunden werden Hanna und Andreas keinen festen Boden unter den Füßen haben, nur Dunkelheit und Wasser ringsumher. Lediglich eine Schnur, gebunden von Handgelenk zu Handgelenk, verbindet sie miteinander. Und während sie von nun an zumeist schweigend nebeneinander herschwimmen, kreisen Hannas Gedanken um die Tage ihrer Kindheit und Jugend. Tage, die sich Jahr für Jahr schwieriger gestalteten und durch unangepasstes Verhalten für Andreas und schließlich auch für Hanna zu unwiderruflichen Zerwürfnissen in Schule und DDR-Alltag führten. In ihrem Debütroman, der 2015 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde, zeichnet Dorit Linke eindrücklich nach, wie die systematische staatliche Willkür gegenüber der Sehnsucht nach Selbstbestimmung und Freiheit Hanna und Andreas eine lebensbedrohliche Entscheidung fällen lässt. Die in der DDR vielfach kolportierte, von Erich Honecker in den Anfangsjahren der DDR geprägte Losung »Vorwärts immer, rückwärts nimmer« nimmt für Linkes Protagonist*innen eine ungeahnte Dimension an. Swaantje Lena Kleff (Regie) Thilo Reuther (Bühne & Kostüme) Ludwig Peter Müller (Musik) Eva Bormann (Dramaturgie) Stückdauer: 1 Std. 30 Min.
Aufführungen | Schauspiel

Lotte in Weimar

Deutsches Nationaltheater

»Eine Episode, versteht sich, hat an einer Heldin genug.« 1816. Weimar ist in Aufruhr: Charlotte Kestner, geborene Buff, die Urgestalt der Lotte im »Werther«, dem genialen literarischen Jugendstreich des Dichterfürsten Goethe, ist im Hotel Elephant eingetroffen, um …, nein, nicht um zuvörderst den Dichter selbst, sondern ihre teuren Anverwandten zu treffen. Aber vielleicht gibt es doch ein Fünkchen Interesse daran, was aus dem feurigen Poeten nach 44 Jahren geworden ist? Jedoch nicht nur sie ist neugierig. Auch die Weimarer stehen Schlange und versuchen, einen Blick auf die, wenn nicht gar ein Rendezvous mit der Dame zu erhaschen, die vor vielen Jahren die umschwärmte Muse des Meisters war. Und so schlagen diejenigen bei ihr auf, die dem weltberühmten Mann nun nahestehen. Sie alle wollen über IHN sprechen, den sie verehren und hassen, dessen Größe sie adelt und erdrückt. Anstatt in aller Heimlichkeit eine zarte Erinnerung auffrischen zu können, muss Charlotte ihren Besuchern die Beichte abnehmen. Dann endlich kommt die erhoffte Einladung zum Dinner. Aber nicht die erträumte Wiederbegegnung findet statt. Der Fürst hält Hof! Und Charlotte Kestner erfährt, was sie schon ahnte: »Ein großer Mann ist ein öffentliches Unglück«. Thomas Manns Roman beschreibt eindrücklich das Klima der deutschen Kleinstadt Weimar, die sich zu Großem berufen fühlt und Großes nur schwer erträgt, aber auch die eitle Einsamkeit des einzigartigen deutschen Dichters, der nichts neben sich dulden mag, was ihm ebenbürtig ist, engstirnige Provinzialität allerdings verachtet. Hasko Weber (Regie) Oliver Helf / Hasko Weber (Bühne) Andrea Wöllner (Kostüme) Beate Seidel (Dramaturgie) Stückdauer: 1 Std. 15 Min.
Aufführungen | Schauspiel

Das Ballhaus (Le Bal)

Deutsches Nationaltheater

In einer Bearbeitung für das Deutsche Nationaltheater und Staatskapelle Weimar 1983 erschien die berühmte Verfilmung des Theaterstücks »Le Bal« in der Regie von Ettore Scola. Und sie brachte das Kinopublikum zum Staunen. Denn erzählt wird die Geschichte des sich dem Ende neigenden 20. Jahrhunderts auf ungewöhnliche Weise: Angefangen in den 1920er-Jahren erlebt das Publikum eine Zeitreise ganz ohne Sprache, dafür mit viel Musik und jeweils zeitgenössischen Tänzen von Tango bis Disco. Treffpunkt der ganz unterschiedlichen Figuren ist ein fiktives Ballhaus, vor dem die großen historischen Ereignisse keinen Halt machen. Hier trifft sich die Gesellschaft in all ihren Facetten. Es begegnen sich nicht bloß Menschen verschiedener sozialer Schichten beim Tanz, sondern auch ihre unterschiedlichen Weltanschauungen und Ideologien treffen aufeinander: Die Aufbruchsstimmung der Goldenen Zwanziger wird genauso spürbar wie der bald folgende Zusammenbruch durch den Zweiten Weltkrieg oder die Umwälzungen im Zuge der 68er-Bewegung. Nun hat sich die Welt naturgemäß weitergedreht und neue einschneidende Ereignisse haben die Menschen in Weimar und überall auf der Welt bis in die Gegenwart geprägt, erheitert und manches Mal erschüttert. Grund genug sich diesem Stoff mit frischem Blick zu widmen, der 1994 in einer Bearbeitung von Steffen Mensching schon einmal eine Aufführung am DNT erfuhr, die ein Teil unseres langjährigen Publikums in guter Erinnerung behalten hat. Gemeinsam mit Künstler*innen aller Sparten des Theaters entwickelt Hausregisseur Jan Neumann die Geschichte neu, fragt, ob der Homo Erectus eigentlich tanzen konnte und überlegt, wie wir uns auf dem Tanzboden nach einer überstandenen Pandemie bewegen werden. Aus dem Großen Haus wird zum zweiten Mal ein glänzendes Ballhaus, in das Sie herzlich eingeladen sind. Jan Neumann (Regie) Dorothee Curio (Bühne) Cary Gayler (Kostüme) Louis Stiens (Choreografie) Johannes Winde (Musik) Beate Seidel / Carsten Weber (Dramaturgie) Stückdauer: 2 Std.

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